Warum rechte Ideen Teil des Problems sind

Auswirkungen der Krise auf unser tägliches Leben
Wir finden uns in einer Zeit wieder, welche wohl viele als Wendepunkt empfinden, in der die Welt, wie wir sie zu kennen glauben ins Wanken gerät. Die Zeiten des Wohlstands sind vorbei und obwohl die meisten wie es von ihnen verlangt wurde den Gürtel brav enger schnallten, jagt trotzdem eine Krise die nächste. Aus allen Ecken heißt es wir müssten sparen, sparen, sparen. Was dies bedeuten soll wird momentan in Griechenland bis zum Exzess ausprobiert. Doch auch hier ist der Prozess des sozialen Kahlschlags spätestens seit der Einführung von Hartz 4 bemerkbar. Viele von uns werden tagtäglich von den Ämtern erniedrigt und müssen ihre privatesten Verhältnisse nach außen kehren um etwas von der kümmerlichen Sozialhilfe zu bekommen. Über Jahre wurde in der gesellschaftlichen Debatte ein Konkurrenzdenken entfesselt, welches die Verantwortung von Lebensschicksalen den Menschen selbst zuschreibt. Ergebnis dieser Denkweise ist, dass der oder die 50jährige Arbeitnehmer_in selbst Schuld an ihrer Arbeitslosigkeit ist und sich womöglich einfach nicht genug angestrengt hat. Der Fakt, dass unsere Wirtschaft an einem Punkt angekommen ist, an dem immer mehr Arbeitnehmer_innen unnütz geworden sind wird so vollkommen ignoriert und die Verantwortung aus die einzelnen Personen zurückgeworfen. Die Arbeitslosen sind so nicht mehr Ergebnis der Krise sondern werden zu „Sozialschmarotzern“. Um sich von ihnen abzugrenzen arbeitet man lieber unter beschissenen Bedingungen und geht danach noch zum Aufstocken zum Amt, nur um nicht den Job zu verlieren und auf einmal selbst zu den Asozialen zu gehören.
Aus Ohnmacht wird Hass
Wir hören immer häufiger Sätze wie: „Die Bankenrettung ist alternativlos!“ das Wirtschaftssystem erscheint uns als Naturgesetz und wird uns als Sachzwang verkauft. Die Parteien glauben nach diesen Sachzwängen handeln zu müssen, da sonst alles zusammenbrechen würde. So geben sie ein ziemlich hilfloses Bild ab. Aus diesen Eindrücken entsteht die Ohnmacht gepaart mit dem Gefühl die Dinge nicht mehr durchschauen zu können. Was hat das ganze eigentlich mit der AfD, MVgida und anderen zu tun? Rechte Bewegungen bieten um dieser Ohnmacht zu begegnen eine Alternative an, nämlich die nationale Identität. Sie bieten einfach Lösungen an, indem die Ursachen für die aktuelle missliche Lage auf Ausländer_innen, die Globalisierung oder irgendwelche geheimen Verschwörungen geschoben werden. Sie beschwören einen Kampf der Kulturen, dessen Weg ausschließlich in die Barbarei weist. Denn Ziel dieses Kampfes kann nichts als die Vernichtung des anderen sein. Von den Ergebnissen dieser Propaganda hören wir leider viel zu oft. Brandstifter bilden sich ein mit ihren Taten einen Volkswillen umzusetzen und gehen dabei über Leichen.
Hier sieht man was passiert wenn der Konkurrenzgedanke auf die Spitze getrieben und von der rechten auf Völker und Staaten übertragen wird. Nach dem Motto „Wir fleißigen Deutschen müssen nur unser Land von den bösen Ausländern säubern, unsere Grenzen dicht machen und unsere Wirtschaft abschotten, dann geht es uns allen besser.“ Dieses Konzept ist absurdes Wunschdenken. Denn selbst wenn kein einziger geflüchteter Mensch nach Deutschland kommen würde, hätte Müller, Meier, Schulz trotzdem keinen Arbeitsplatz. Es werden schlichtweg immer weniger Menschen in der Produktion gebraucht. Dieser Prozess geschieht auf der ganzen Welt. Ebenso sonderbar klingt es ein Land wie Deutschland vom Weltmarkt abzuschotten, welches wohl eines der größten Profiteure globalen Handelns ist.

Was Konkurrenzdenken anrichten kann
Der Patriot überlistet sich selbst. Er hat das Konkurrenzdenken völlig verinnerlicht. Solidarität bezieht er nur noch auf sein Land und seine imaginierte Volksgemeinschaft. Er solidarisiert sich somit bereitwillig mit seinen Ausbeutern und schnallt in vorauseilendem Gehorsam den Gürtel enger. Statt für ein besseres eigenes Leben zu kämpfen, versucht er seinen eigenen armseligen Lebensstandard gegenüber noch schwächeren zu verteidigen. Interessant ist in diesem Kontext das Phänomen der AfD. Eine Partei, die zu einem guten Teil aus etablierten Eliten besteht und von einem Kreis von Wirtschaftswissenschaftlern mitbegründet wurde, wird vor allem von Menschen gewählt, welche von der angestrebten Politik der AfD noch tiefer ins Elend gestürzt werden würden. Sie haben sich somit von der populistischen Debatte um Identität und Abschottung vor Geflüchteten hinters Licht führen lassen, und wählen gegen ihre eigenen Interessen.

Was haben wir dem entgegenzusetzen?
Wir wissen, dass die Wirtschaft von menschen gemacht ist und genau deshalb auch von Menschen geändert werden kann. Wir wissen, dass der Sachzwang ein Mythos ist dem man sich nicht blind unterzuordnen hat und dass das Handeln der Politik eben nicht alternativlos ist. Es liegt an uns die Verhältnisse zu ändern. Dafür müssen wir jedoch das Konkurrenzdenken zerschlagen und für eine Solidarität kämpfen, die allen menschen gilt, die von Unterdrückung und Ausbeutung betroffen sind. Wir müssen verhindern, dass die Abgehängten dieser Welt gegeneinander ausgespielt werden. Erst wenn wir geschnallt haben, dass wir unser eigenes Leben nicht verbessern können, wenn wir nicht auch andere in ihren Kämpfen für ein besseres Leben unterstützen und uns zusammentun – erst dann schaffen wir es die ganze Scheiße anzugehen.

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