Warum Deutschland Exportweltmeister ist und du auf der Ersatzbank sitzt

Oft wird in den Medien von den erfolgreichen Exporten der deutschen Wirtschaft berichtet. Doch wie wurde dies erreicht und was bedeutet das konkret für uns?


Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten Jahren extrem von der Einführung des Euro und des damit geschaffenen gemeinsamen europäischen Marktes profitiert. Sie hat es geschafft, die anderen Länder Europas nieder zu konkurrieren.

Welche Mittel wurden dafür eingesetzt?

Bei der Einführung der gemeinsamen Währung 1998 wurde sich darauf geeinigt, die Inflation im Euro-Raum auf einem einheitlichen Niveau zu halten, um Krisen und wirtschaftliche Ungleichgewichte zu vermeiden. Die Bundesrepublik hielt sich allerdings nicht an diese Vorgabe. 
Mit der Agenda 2010 wurde Deutschland auf Konkurrenz getrimmt. Mit dem Ziel, die Inflation in Deutschland gegenüber den anderen Eurostaaten gering zu halten und somit deren Wirtschaft im Wettbewerb auszustechen, wurden die Löhne auf einem vergleichsweise geringen Niveau gehalten, während sie in den meisten anderen Eurostaaten deutlich stiegen. 
Es wurde gepredigt, dass alle den Gürtel enger zu schnallen hätten, um das Land nach vorne zu bringen. Die Folgen dieser Forderung wurden im Laufe der Jahre deutlich. Aus fester Anstellung wurde zunehmend Leiharbeit, ein gigantischer Niedriglohnsektor entstand und immer mehr Menschen müssen mittlerweile ihren Lohn durch das Amt aufstocken lassen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern stiegen die Löhne in Deutschland im Laufe der Jahre kaum und bei Berücksichtigung der Inflation kam es bei den Reallöhnen sogar zu einem Rückgang. 
Ziel dieser Maßnahmen ist die Verringerung der Lohnstückkosten (Anteil der Lohnkosten pro produziertem Stück).
All diese Mittel machten es für Unternehmen attraktiv in Deutschland zu investieren und hier produzieren zu lassen. Hier müssen sie ihren Beschäftigten nämlich kaum etwas zahlen und dank der zahmen Gewerkschaften besteht auch kaum die Gefahr, dass es zu ernstzunehmenden Streiks kommt. Mit Hilfe von Talkshows und „reality soaps“ wurde ein Bild davon erzeugt, dass alle Arbeitslosen asozial und nur zu faul zum Arbeiten sind, und dass alle ihre Kinder schlagen. Die Angst davor, arbeitslos zu werden und mit diesem gängigen Bild von „der/dem Arbeitslosen“ in Verbindung gebracht zu werden, bringt die Menschen dazu, die unwürdigsten Arbeitsbedingungen zu ertragen und für einen Lohn weit unter dem Existenzminimum zu arbeiten.
Nur die wenigsten trauen sich da noch, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen. Tun sie es doch wie zum Beispiel die „Lockführer_innen“, dann folgen darauf hetzerische Medienkampagnen, die sie als gierig bloßstellen.

Die viel beschworene Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaftsstandorte findet auch in der Sparpolitik der einzelnen Staaten ihren Ausdruck. Die „schwäbische Hausfrau“ ist groß in Mode und sorgt für marode Schulen und Kindergärten.

Welche Konsequenzen hat Europa zu tragen?
Mit der Einführung des Euro fiel für viele Staaten vor allem in Süd- und Osteuropa die Möglichkeit weg, ihre Währung abzuwerten. Sie konnten also ihre Produkte nicht mehr verbilligen, indem sie ihr Geld im Wechselkurs abschwächen. Da nun alle Produkte in Euro zu kaufen waren, mussten die spanischen und griechischen Waren direkt gegen die deutschen konkurrieren. Dank der geringen Löhne und der modernen technischen Anlagen in Deutschland hatten sie dabei in den meisten Fällen keine Chance.
Durch den hohen Export kam es in Deutschland zu hohen Gewinnen, welche neu angelegt werden mussten. Dieses Geld wurde zu großen Teilen wieder in Form von Krediten nach Südeuropa vergeben. So entstanden Schuldenkreisläufe, die letztendlich zur Griechenland-Krise führten. 
Die gängige Behauptung, dass „die Griech_innen“ an allem schuld seien, ist mit diesem Wissen nichts als ein Märchen. 
Warum sollten wir also freiwillig auf höhere Löhne verzichten, uns in Leiharbeit drängen lassen und zum Amt zum aufstocken gehen, wenn dies nur hohe Gewinne für Exportunternehmen bei gleichzeitigem sozialen Kahlschlag und eine nächste Krise für Europa bedeutet. 
Die Zeiten der Zurückhaltung sind vorbei. Weiten wir unseren Gürtel und holen uns das, was uns zusteht. Weg mit der unsinnigen Sparpolitik.

Warum Deutschland Exportweltmeister ist und du auf der Ersatzbank sitzt